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Profi-Redner auf dem Weg ins Schloss: Joachim Gauck wird Bundespräsident

Von: dpa

Meldung vom 21.2.2012

Ab Klasse 4  

Quiz von Nicola Kabel

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Berlin (dpa) - Seine Haare sind grau, sein Lächeln ist freundlich. Und wenn er anfängt zu reden, ist Joachim Gauck wohl manchmal schwer zu stoppen. Denn im Reden ist er ein absoluter Profi. Joachim Gauck ist der Mann, der unser neues Staatsoberhaupt werden soll - der neue Bundespräsident. Gewählt wird er wohl am 18. März 2012. Danach wird er in Berlin im Schloss Bellevue wohnen, so wie jeder Bundespräsident.

Doch zurück zum Reden: Klar, als Joachim Gauck auf die Welt kam, wird es auch nur ein Brabbeln gewesen sein. Das war vor 72 Jahren in Rostock, im Norden Deutschlands. Doch schon als Jugendlicher wollte Joachim Gauck unter anderem Sprache studieren - Germanistik. Darin geht es zum Beispiel um die deutsche Sprache und Bücher.

Zu dieser Zeit war Deutschland aber in zwei Staaten geteilt: in die DDR und die Bundesrepublik Deutschland. Joachim Gauck lebte in der DDR, in der Deutschen Demokratischen Republik. Das war ein Staat, in dem die Regierung die Menschen fest im Griff hatte. Man konnte dort nicht einfach studieren, was man wollte. Das erlebte auch Joachim Gauck: Er wurde nicht für sein Wunschfach Germanistik zugelassen.

Also entschied er sich, das Fach Theologie, also Religion, zu studieren und als Pfarrer zu arbeiten. Man könnte auch sagen: als Redner in der Kirche. Frei auf der Straße reden und offen seine Meinung sagen, das ging in der DDR nicht einfach so. Man konnte im Gefängnis landen, wenn man zum Beispiel etwas gegen die Regierung sagte. Spitzel überwachten heimlich, ob die Menschen sich daran hielten. Diese Leute arbeiteten für die Staatssicherheit, kurz Stasi genannt. Auch Joachim Gauck wurde ausspioniert.
Heute ist diese Zeit zum Glück vorbei. Die DDR und die Bundesrepublik sind seit mehr als 20 Jahren wieder ein Land, und zwar eines, in dem jeder seine Meinung sagen darf. Die Stasi mit ihren Spitzeln gibt es nicht mehr, aber Joachim Gauck hat sich noch Jahre lang mit ihr beschäftigt. Er war nämlich Chef einer wichtigen Behörde, die herausfinden sollte, wer in der Stasi war und welche Verbrechen sie begangen hatten. Die Behörde wurde später sogar Gauck-Behörde genannt.

Inzwischen arbeitet Joachim Gauck schon lange nicht mehr als Pfarrer oder Behörden-Chef. Aber er hält immer noch jede Menge Reden, manchmal auch in Kirchen. Nicht alle Leute sind immer mit seinen Worten einverstanden. Doch genau das könnte wichtig sein als Bundespräsident: Mit Worten die Menschen dazu bringen, über eine Sache nachzudenken und laut ihre Meinung zu sagen. "Es ist mir am Wichtigsten, dass die Menschen in diesem Land wieder lernen, dass sie in einem guten Land leben, das sie lieben können", sagte er im Februar.

Gewählt wird der Bundespräsident übrigens von der Bundesversammlung. Das sind 1240 Männer und Frauen, die nur zusammenkommen, um das Staatsoberhaupt zu wählen. Die eine Hälfte sind die 620 Abgeordneten aus dem Bundestag, dem Parlament. Die andere Hälfte sind 620 Vertreter der 16 Bundesländer.
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