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Afrika: Hier ist Schule ein Luxus

Von: dpa

Meldung vom 21.09.2010

Ab Klasse 3  

Quiz von Silke Fokken

Quiz wurde 7638-mal bearbeitet.

Bewertung:
Nairobi/Addis Abeba (dpa) - Tesfaye ist 14 Jahre alt und geht in die erste Klasse. In seinem Heimatdorf in den Bergen Äthiopiens in Afrika quetscht er sich neben die anderen Kinder in die enge Schulbank. Tesfaye ist deutlich größer als seine Mitschüler, die nur halb so alt sind wie er. Aber das ist ihm egal. Er ist froh, dass er überhaupt endlich lernen darf. Mit sechs Jahren musste er nämlich als Hirtenjunge auf die Ziegen seiner Familie aufpassen. Sein jüngerer Bruder durfte zur Schule gehen. Nun ist Tesfaye an der Reihe, lesen und schreiben zu lernen.
Auch Fatima aus Kenia in Ostafrika musste lange warten, bis sie zum ersten Mal lernen durfte. Ihre Eltern sind Nomaden, die mit ihren Kamelen, Ziegen und Schafen durch die Halbwüste ziehen. Da sie immer wieder den Ort wechseln, konnte Fatima bisher nicht zur Schule gehen. Erst vor ein paar Jahren hat sich das geändert: Ein Lehrer zieht mit den Nomaden mit und unterrichtet die Kinder. Ein Schulkamel trägt die Tafel und die Bücherkiste von Ort zu Ort. Es wird im Schatten eines Baumes unter freiem Himmel gelernt.

So wie Fatima und Tesfaye geht es vielen Kindern in Afrika. Schule ist für sie ein Luxus. Denn in vielen afrikanischen Ländern müssen die Eltern Geld bezahlen, damit ihre Kinder lernen können. In einigen Ländern gibt es nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer und Schulgebäude. Deshalb kommt es häufig vor, dass in einer Klasse 80 bis 120 Kinder lernen. Oft sind nicht genügend Stühle da, viele Schüler sitzen auf dem Boden oder quetschen sich zu dritt oder zu viert auf eine Bank.
Trotzdem ist es in diesen vollen Klassen meist nicht laut. Auch über Hausaufgaben wird nicht gestöhnt. "Ich will einmal ein Geschäft aufmachen, dazu muss ich lesen und rechnen können", sagt Fatima. Tesfaye hofft, dass er vielleicht eines Tages Mechaniker werden kann. Die meisten Eltern in Afrika sind stolz, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Denn viele Erwachsene können nicht lesen und schreiben, weil sie schon als Kinder Geld für ihre Familien verdienen mussten. Und sie wissen, dass ihre Töchter und Söhne besonderes Glück haben.

Millionen Kinder in afrikanischen und auch anderen Ländern haben noch nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Das liegt vor allem daran, dass dort für Schulen zu wenig Geld ausgegeben wird. Dabei hatten Politikerinnen und Politiker aus fast allen Ländern der Welt im Jahr 2000 festgelegt: Bis zum Jahr 2015 sollen alle Mädchen und Jungen weltweit die Chance haben, eine Grundschule zu besuchen. Die Politikerinnen und Politiker treffen sich gerade zu einer großen Konferenz in New York, um zu beraten, was aus diesem Ziel und anderen geworden ist und wo es noch hapert.
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