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Elfmeter statt Münze

Von: dpa

Meldung vom 24.05.2020

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Berlin (dpa) - Die Verlängerung ist vorbei. Doch auch nach 120 Minuten steht es noch unentschieden. Was jetzt kommt, wissen Fußball-Fans genau: Elfmeterschießen. Immer wieder entscheidet sich so in wichtigen Spielen, wer eine Runde weiterkommt.

Vor gut 50 Jahren war das noch anders. Damals wurden Spiele nach der Verlängerung per Los oder Münzwurf entschieden. Ein Mann namens Karl Wald hielt davon überhaupt nichts. "Das ist sportlicher Betrug, das ist glatter Blödsinn", soll er gesagt haben.

Also überlegte er sich: Warum kann man ein Spiel nicht per Elfmeterschießen entscheiden? Karl Wald stand damals in unteren Ligen als Schiedsrichter auf dem Platz. Bei Freundschaftsspielen ließ er seine Idee testen. Und zwar heimlich, denn einige Fußball-Chefs wollten davon noch nichts wissen.

Er habe ganz schön Angst gehabt, erwischt zu werden, erzählt sein Enkel Thorsten Schacht. Wäre herausgekommen, dass er die Tests gemacht hat, hätte Karl Wald vielleicht nicht mehr als Schiedsrichter arbeiten dürfen. Doch bei den Zuschauern kam die neue Regel super an. "Die Leute wollen den Ball im Netz sehen", sagte Karl Wald einmal. Ein Los zu ziehen oder eine Münze zu werfen, passt dazu nicht so gut.

Thorsten Schacht erinnert sich aus Erzählungen seines Großvaters: Die Fans hätten sich in den 16-Meter-Raum gedrängt und hätten mitgefiebert, gejubelt mit den Siegern, gelitten mit den Verlierern. Am 30. Mai 1970 entschieden Fußball-Fachleute für das Bundesland Bayern: Das Elfmeterschießen wird eingeführt.

Karl Wald ist zwar schon vor einigen Jahren gestorben. Doch das Elfmeterschießen gibt es auch heute noch. Nicht nur in Deutschland, auf der ganzen Welt wurde es nach und nach eingeführt. Sogar bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften wurden schon viele Spiele dadurch entschieden. Bei der EM vor vier Jahren etwa zog Deutschland gegen Italien in einem Elfmeter-Krimi ins Halbfinale ein. Das war so spannend, dass die Fans kaum hinschauen konnten.
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