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Warum haben Nacktschnecken kein Haus?

Von: dpa

Meldung vom 08.08.2017

Ab Klasse 4  

Quiz von Silke Fokken

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Cismar (dpa) - Viele Schnecken tragen ein Haus auf ihrem Rücken, das sie schützt. Aber nicht alle! Nacktschnecken haben einen anderen Trick, um sicher durchs Leben zu kommen - und Feinde abzuschrecken.

Nacktschnecken sondern einen zähen Schleim ab, der Feinde abschreckt, erzählt der Experte Vollrath Wiese. Er leitet ein Museum, in dem es um Schnecken geht. Der Fachmann weiß: Ursprünglich hatten alle Schnecken ein Haus. Das ist viele Millionen Jahre her. In der Natur ist es so, dass sich die Art eines Lebewesens über eine sehr lange Zeit hinweg verändern kann. Das, was einem Lebewesen nützt, bleibt dabei erhalten. Andere Eigenschaften, die keinen Nutzen haben, bilden sich wieder zurück. Diesen Vorgang nennt man auch Evolution.

Im Laufe der Evolution haben Schnecken Möglichkeiten entwickelt, sich zu schützen. Die Tiere müssen vor allem darauf achten, dass sie nicht austrocknen. Ihre Vorfahren stammen aus dem Meer. "Auch die Schnecken an Land benötigen bis heute viel Feuchtigkeit", sagt Vollrath Wiese. Ein Haus ist deshalb auch für eine Schnecke an Land praktisch: Es schützt sie vor dem Austrocknen. Allerdings ist so ein Häuschen ziemlich sperrig. Die Schnecke kann es nicht einfach ausziehen, wenn sie sich mal eben durch eine kleine Ritze quetschen will.

Einige Schnecken haben deshalb eine andere Strategie entwickelt, um sich zu schützen, erklärt der Experte. Sie haben ihr Häuschen immer weiter verkleinert. So können sie sich in winzigen Spalten verkriechen, damit sie nicht austrocknen. Wenn sie sich dort verstecken, sind sie auch vor ihren Feinden geschützt. Eine Nacktschnecke kommt nur dann aus ihrem Versteck, wenn es draußen feucht genug für sie ist. Bei Regen ist sie den ganzen Tag aktiv und frisst oft viele Stunden lang. In heißen Sommern ist sie nachts unterwegs, wenn die Pflanzen feucht vom Tau sind. "Zur Not kann eine Nacktschnecke auch einmal für eine längere Zeit hungern, wenn es zu trocken für sie ist", sagt Vollrath Wiese.

Hast du schon einmal eine Nacktschnecke angefasst? Dann hast du vielleicht gemerkt, dass sie sich viel schleimiger anfühlt als Schnecken mit Haus. Das liegt daran, dass eine Nacktschnecke tatsächlich mehr Schleim produziert. Ihr Schleim ist auch zäher. Auf diese Weise schützt sie sich zusätzlich vor dem Austrocknen. Außerdem schreckt dieser zähe Schleim viele Tiere ab, die sonst gern Schnecken fressen: zum Beispiel Igel und Vögel.



Schnecken als Müllabfuhr

Schnecken spielen in der Natur eine wichtige Rolle. Das sagt nicht nur der Schnecken-Experte Vollrath Wiese. Viele Schneckenarten sind eine Art Müllabfuhr: Sie fressen tote Pflanzen. So sorgen sie dafür, dass tote Pflanzenteile zerlegt und abgebaut werden.

"Außerdem halten Schnecken viele Pflanzen gesund", sagt der Experte. Sie fressen nämlich auch Pflanzenteile, die gerade frisch abgestorben sind oder faulen. Schnecken dienen außerdem vielen Tieren als Nahrung, darunter Igeln, Vögeln und Kröten. Das gilt allerdings vor allem für kleine Nacktschnecken, Schneckeneier und für Schnecken mit Haus. An eine richtig große Nacktschnecke gehen viele Tiere nur zur Not, sagt Vollrath Wiese. Sie schmeckt ihnen einfach nicht.
Maria Berentzen, dpa
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