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Wenn Kinder schuften und Geld verdienen müssen

Von: dpa

Meldung vom 14.6.2011

Ab Klasse 4  

Quiz von Silke Fokken

Quiz wurde 2790-mal bearbeitet.

Bewertung:
Berlin (dpa) - Mal Staub wischen, Unkraut zupfen oder den Tisch decken - ein bisschen hat vielleicht jedes Kind schon einmal mit angepackt. Doch es gibt Länder, da müssen Kinder den ganzen Tag arbeiten wie Erwachsene. Sie schuften auf Müllkippen, Feldern, in Steinbrüchen oder Fabriken, um Geld für ihre Familien zu verdienen. In der Regel bekommen die Kinder nur sehr wenig Lohn. Aber ihre Familien sind extrem arm und brauchen das Geld dringend.

Für die Kinder bedeutet das oft: Vor lauter Arbeit können sie nicht in die Schule gehen. Sie lernen später keinen Beruf, bekommen keinen guten Job, verdienen wenig Geld. Sie bleiben also arm. Das betrifft viele Millionen Kinder auf der Welt - zum Beispiel in Ländern wie Äthiopien in Afrika, Ecuador in Südamerika oder Bangladesch in Asien.

Damit niemand diese Kinder vergisst, gibt es jedes Jahr am 12. Juni einen Tag gegen Kinderarbeit. Rund um den Tag wird über diese Kinder und die Probleme mit der Kinderarbeit berichtet. Oft geht es auch um Menschen oder Organisationen, die etwas gegen die Ausbeutung von Kindern tun. Und es geht um Tipps, was Menschen etwa in Deutschland gegen Kinderarbeit tun können. Zum Beispiel darauf achten, dass sie keine Produkte von Firmen kaufen, die Kinder zu miesen Bedingungen für sich schuften lassen.


Ein Laden für Shitu - und für die Schule ist auch noch Zeit
Shitu weiß nur zu gut, wie hart das Leben ist, wenn Leute nicht genug Geld haben. Ihre Eltern starben, als sie 13 Jahre alt war - das war vor fünf Jahren. Eine Tante kümmerte sich um sie. Aber dort hatte Shitu nicht viel mehr als einen Ort zum Schlafen. Sie musste Geld verdienen, auf dem Markt und als Putzfrau. Deshalb hatte Shitu keine Zeit mehr, in die Schule zu gehen. Shitu lebt im Osten Afrikas, in Äthiopien.

Inzwischen ist Shitu 18 Jahre alt. Sie hat Menschen getroffen, die ihr geholfen haben - und deshalb kann Shitu nun wieder in die Schule gehen. Leute von einer Hilfsorganisation haben ihr Geld geliehen, damit sie einen kleinen Laden aufmachen kann. Damit verdient Shitu genug und muss nicht mehr von früh bis spät arbeiten. Sie ist ihre eigene Chefin. Seit zwei Jahren hat Shitu jetzt schon ihren Laden. Eigentlich ist er nur ein Brettverschlag mit Wellblechdach. Aber er ist nun auch Shitus Zuhause.

Wer sich über die Ladentheke beugt, sieht nicht nur Säcke mit ein paar Kilo Mehl, Linsen und Zucker. Dort liegen auch die Matratze auf dem Boden und die Tasche, in der Shitu ihre Kleider und andere Sachen untergebracht hat. "Das ist schon in Ordnung so", versichert sie. "Ich habe mein eigenes Zuhause und muss nicht das Gefühl haben, nur geduldet zu sein." Ringsum ist alles Mögliche untergebracht, was bei der Kundschaft gefragt ist: Teebeutel und Bonbons, Waschpulver und Kugelschreiber, geröstete Getreidekörner, die gerne als Knabberzeug genascht werden.

Wenn keine Kunden und Kundinnen da sind, macht Shitu hier ihre Hausaufgaben oder lernt. Sie ist inzwischen in der Abschlussklasse der Schule. "Ich muss abwarten, was ich für Noten kriege", sagt sie. "Aber wenn ich bei den Prüfungen sehr gut bin, dann klappt es vielleicht auch mit einem Studium." Ihr Traum ist, Psychologin zu werden - also sich mit dem Verhalten von Menschen zu befassen.
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