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Libyen: Machthaber geht? Probleme bleiben!

Von: dpa

Meldung vom 24.08.2011

Ab Klasse 5  

Quiz von Silke Fokken

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Berlin/Tripolis (dpa) - "Tschüß Gaddafi! Du musst aufgeben!" So jubelten Ende August 2011 viele Menschen in dem Land Libyen in Nordafrika. Denn sie hofften und glaubten, dass die grausame Herrschaft ihres Machthabers Muammar al-Gaddafi endlich vorbei sei.

Gaddafi herrschte seit mehr als 40 Jahren über das Land. Er bestimmte allein die Politik - entschied also, wer etwas zu sagen hatte und wer nicht. Die Menschen konnten ihn nicht abwählen, denn freie Wahlen gab es nicht. Bürgerinnen und Bürger, die sich gegen ihn auflehnten, wurden von Gaddafi bekämpft und unterdrückt. Diese Form der Herrschaft wird auch Diktatur genannt.

Vor einigen Monaten hatten sehr viele Menschen in Libyen gegen Gaddafi aufbegehrt und versucht, ihr Land von seiner Herrschaft zu befreien. Danach kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich sah es so aus, als seien Gaddafis Gegnerinnen und Gegner auch durch die Hilfe aus anderen Ländern stärker als der Diktator und seine Anhängerinnen und Anhänger. Gaddafi schien besiegt zu sein.

Wenn der Machthaber wirklich aufgeben würde, wären dann schon alle Probleme des Landes gelöst? Fachleute meinen: Es wäre dann immer noch ein weiter Weg, bis die Menschen im Land frei darüber abstimmen dürften, wer sie regieren soll. So etwas nennt sich Demokratie. Die haben wir zum Beispiel in Deutschland.

Zu einer Demokratie gehören auch verschiedene politische Parteien. Aber: Solche Parteien gibt es in Libyen in dieser Form gar nicht. "Die müsste man erst noch aufbauen", sagt der Experte Peter Pawelka. Bei uns setzt sich eine Partei zum Beispiel besonders für den Umweltschutz ein und eine andere sehr für die Rechte von Unternehmern. Und je mehr Stimmen sie bekommen, desto besser können sie ihre Ideen in der Politik durchsetzen.

Bis sich solche Parteien und andere Gruppen zusammengetan haben, bis sie sich auf gemeinsame Ziele geeinigt haben - das braucht Zeit. "Es wäre deshalb gut, wenn die Wahlen in Libyen möglichst spät, vielleicht erst in zwei Jahren wären", sagt der Fachmann.

Und selbst dann sei die Gefahr groß, dass bestimmte Gruppen ihre Macht ausnutzen, meint Peter Pawelka. Denn in Libyen schlummert viel kostbares Erdöl im Boden. Damit lässt sich eine Menge Geld machen. "Und wer Geld hat, der kann andere auf seine Seite bringen - man sagt dazu auch, er kann sie kaufen", meint der Experte. Dann zählt in der Politik nicht, wer die besten Ideen hat, sondern wer sich am geschicktesten Macht und Geld verschafft.
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