In kurzen Episoden wird von Merle, die mit ihrem Vater in einem Wohnwagen lebt, erzählt, von Merle, mit ihrer (oft ungewöhnlichen) Art, die Dinge und die Menschen zu betrachten, darauf zu reagieren.

Es geht um Situationen, die hinter der schlichten Alltäglichkeit eine erstaunliche Tiefe widerspiegeln. Auf ganz einfache und sehr eindringliche Weise entsteht so das Bild von einer interessanten und unaufdringlichen Kinderfigur.

Denn Merle ist nicht das vordergründige kecke Mädchen, aber sie ist auch überhaupt nicht langweilig-angepasst. Merle ist ein sanftes Kind. Sie reagiert jedoch gelassen und souverän, wenn andere Kinder sie ärgern wollen. Als ihr gesagt wird, dass sie keine schönen Haare hätte, sagt sie ganz einfach und selbstsicher: "Doch". Und als ein Junge sie mit seiner Stärke beeindrucken und einschüchtern will und zum Beweis seiner Kraft einen Ast abbricht, da reagiert Merle ganz anders als erwartet. "So etwas Dummes habe ich lange nicht gesehen", sagt sie. "Du brauchst den Ast doch gar nicht" und geht.

Ein erfreulich stilles Buch, ein menschenfreundliches Buch, in wunderschöner Sprache geschrieben. Ein Vorlese- (und dann darüber Rede-)Buch.