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Besondere Schatzsuche unter der Erde - Streit um Fracking

Von: dpa

Meldung vom 13.05.2013

Ab Klasse 5  

Quiz von Silke Fokken

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Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normaler Sportplatz: Der Rasen ist grün. Ein paar Fußballer spielen darauf. Was nicht zu sehen ist: Irgendwo hier soll in dem Dorf Niedernwöhren in Niedersachsen tief unter der Erde ein besonderer Schatz verborgen sein. Keine Edelsteine oder Juwelen. Sondern Erdgas. Das ist ein sogenannter Bodenschatz. Damit können etwa Autos fahren, ähnlich wie mit Erdöl. Wohnungen lassen sich damit heizen. Bestimmte Unternehmen hoffen, dass sie mit Erdgas viel Geld verdienen können - und nehmen die Schatzsuche in Niedernwöhren jetzt langsam in Angriff.

"Dass es in dieser Gegend Erdgas gibt, weiß man schon lange. Mit dem Erdgas in den besonderen Gesteinen konnte man bisher aber nicht viel anfangen", sagt der Geologe Harald Andruleit. In Deutschland ist Erdgas manchmal fest im Gestein eingeschlossen. "Dieses besondere Gestein nennt man zum Beispiel Schiefergas", sagt Andruleit. Das Gestein hat sehr viele, kleine Hohlräume. Ein bisschen so wie eine Luftschokolade, nur viel kleiner. Lange Zeit war es sehr kompliziert, an das Erdgas in dem Gestein heranzukommen. Erst seit einigen Jahren gibt es eine neue Technik: Fracking (gesprochen: Fräcking). Das Wort kommt aus dem Englischen und bedeutet etwa "aufbrechen".

Beim Fracking bohren Fachleute lange Löcher in die Erde, erst senkrecht und nach unten, dann zur Seite. Danach wird Wasser mit Sand und Chemikalien gemischt. Diesen Mix pressen die Fachleute in die Löcher. So bilden sich im Gestein feine Risse. Dadurch kann das Erdgas heraus. In Deutschland wird Fracking noch nicht genutzt, um Schiefergas aus dem Boden zu holen. Politikerinnen und Politiker und auch viele andere Leute streiten derzeit immer wieder heftig darüber, ob das erlaubt werden soll. Mitte Mai wollten auch die Kanzlerin Angela Merkel und ihre Ministerinnen und Minister darüber beraten.

Fracking ist stark umstritten. Zum Beispiel weil dabei mit dem Wasser auch Chemikalien in den tiefen Untergrund gepresst werden. Einige Menschen befürchten, dadurch könnten das Trinkwasser und die Umwelt vergiftet werden. In Niedersachsen zum Beispiel haben sich diese Leute in Gruppen zusammengetan. Sie wollen verhindern, dass bei ihnen Fracking eingesetzt wird. Doch vor allem Unternehmen, die Erdgas verkaufen, betonen die Vorteile von Fracking. Zum Beispiel, dass damit Erdgas abgebaut werden kann, das sonst ungenutzt im Boden bliebe. In Niedernwöhren hat eine Firma schon einmal beim Sportplatz gebohrt - etwa 1000 Meter tief. Ob sie dort jemals Erdgas mit Fracking herausholen wird, ist aber noch unklar.


Warum gibt es Fracking überhaupt?

In den Urlaub nur noch mit dem Fahrrad fahren? Oder im Winter auf die Heizung verzichten? Dazu sind nur wenige Leute bereit. Aber wer mit dem Auto unterwegs sein will oder eine warme Wohnung möchte, ist meist auf Bodenschätze wie Erdöl oder Erdgas angewiesen. Aber: Von beiden Stoffen gibt es auf der Welt nicht unendlich viel.

Unternehmen suchen deshalb immer neue Wege, um an Erdöl und Erdgas heranzukommen. Erdgas sitzt manchmal in einem besonderen Gestein, tief unter der Erde. Für dieses sogenannte Schiefergas haben sich Energie-Unternehmen lange nicht interessiert. "Es war zu kompliziert und zu teuer dieses Gas abzubauen", sagt der Fachmann Harald Andruleit. Bis Fracking erfunden wurde. Damit bekommt man nun Erdgas aus dem Gestein.

Vor einigen Jahren meinten viele Fachleute noch, Fracking sei eine gute Sache. Denn wenn Menschen alle Schiefergas-Vorkommen mit Fracking abbauen würden, gäbe es noch für viele Jahre genug Erdgas auf der Welt. Mittlerweile finden aber auch viele Leute, dass Fracking keine gute Lösung sei. Denn auch von dem Erdgas-Gestein gäbe es nicht unendlich viel, sagen sie.
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